Es gibt Ereignisse, die treffen wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein. Das sind in Ihrem Projekt die nicht erkannten Risiken (unknown Unknowns), von denen niemand gesprochen hat und an die man nicht im Entferntesten gedacht hat.
Wenn Sie ein wenig an Finanzmärkten interessiert sind, dann können sich vielleicht noch gut an den Donnerstag den 16. Januar 2015 erinnern. Es hat wie ein Blitz aus heiterem Himmel eingeschlagen! Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die Bindung des Schweizer Frankens an den Euro mit einer Untergrenze von 1.20 CHF/EUR aufgehoben. Jeder Finanzmarkinteressierte war geschockt, irritiert oder einfach völlig überrascht. Praktisch alle Marktbeteiligten haben mit Unverständnis darauf reagiert. Die Schweizer Börse ist innerhalb von Minuten um mehr als 15 % eingebrochen und die Wechselkurse der grossen Weltwährungen wie Dollar, Euro und Pfund haben zum Schweizer Schweizerfranken ebenfalls massiv an Wert verloren. Die SNB hat ein Finanzereignis für die Geschichtsbücher gesorgt und die Finanzmärkte (und die Medien) weltweit massiv beschäftigt.
Totale Überraschung
Warum waren eigentlich alle von diesem Ereignis so total überrascht? Die SNB hat ja bei der Fixierung des Wechselkurses im Jahr 2011 gesagt, dass dies nur eine temporäre Massnahme ist und diese Bindung zu „gegebener Zeit“ wieder aufgehoben wird, sobald es der Wirtschaft wieder besser geht und der Schweizer Franken wieder “richtig” bewertet ist. Die SNB hatte in den letzten Monaten zwar nie eine Andeutung zu einer möglichen Aufhebung gemacht – aber jeder hätte jederzeit damit rechnen müssen!
Aber was hat das alles mit Risikomanagement zu tun? Das ist ein gutes Beispiel, dass analog auch auf das Risikomanagement in Projekten übertragbar ist. Oft weiss man während der Projektdurchführung von einem Risiko, dass irgendwann einmal eintritt. Eintrittswahrscheinlichkeit 100%, Auswirkung sehr gross. Ein Risiko mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 100% ist zwar per Definition bereits ein Issue, dass ins Problemmanagement gehört, aber lassen wir das mal vorab beiseite. Ob Finanzmarktbeteiligter oder Projektleiter, was machen Sie in einer solchen Situation? Sie wissen, ein Risiko mit sehr grosser Auswirkung kann jederzeit eintreten. Stecken Sie den Kopf in den Sand und wollen nichts davon wissen, weil schon daran Denken unangenehm ist? Was machen Sie?
Ignorieren Sie Risiken nicht – unternehmen Sie etwas!
Risiken ignorieren ist die schlechteste Alternative, die Sie in einer solchen Situation wählen können.
Nehmen wir mal das obige Beispiel der SNB. Was hätten Sie vor diesem Event tun können?
- Risiko vermeiden? Nicht möglich! Sie sind dem Risiko ausgeliefert.
- Risiko vermindern? Das heisst Eintrittswahrscheinlichkeit oder Auswirkung vermindern? Eintrittswahrscheinlichkeit vermindern: Nein, Auswirkung vermindern; Ja
- Risiko übertragen? Grundsätzlich möglich, z.B. bei einer Versicherung oder mit Finanzinstrumenten
- Risiko selber tragen und abwarten was passiert: Möglich, und das haben die meisten gemacht!
Die meisten Investoren im Finanzmarkt haben das Risiko einer Aufhebung der Bindung des Schweizer Frankens an den Euro verdrängt und gedacht, das wird schon einmal passieren, aber die SNB wird das sicher frühzeitig ankündigen oder „zwischen den Zeilen“ darauf hinweisen. Einige Wenige haben das Risiko ernst genommen und haben Ihre Finanzpositionen mit Finanzinstrumenten, wie z.B. Optionen abgesichert.
Auch in Ihrem Projekt kündigt sich das Eintreten von „totsicheren Risiken“ nicht immer an. Ihre Untätigkeit und Ignoranz könnte der Tod für Ihr Projekt bedeuten. Machen Sie es besser. Lernen Sie etwas aus diesem SNB Case!