Wie ausgeprägt ist Ihr Risikobewusstsein?

Vermutlich haben Sie schon öfters gehört Sie sollten risikobewusst handeln – haben sich aber vielleicht diesbezüglich nicht viel dabei gedacht. Risikobewusstsein ist ein etwas abstrakter Begriff, aber etwas was in unserem täglichen Leben, in Unternehmen und bei Projekten wesentlich ist, damit wir nicht mit Problemen oder Unglücken konfrontiert werden. In diesem Artikel lernen Sie, was Risikobewusstsein ist, wie dieses entsteht und wie Sie das Risikobewusstsein fördern können. Neugierig? Dann sofort weiterlesen!

Was ist Risikobewusstsein und kann man dieses lernen?

Risikobewusstsein (Risk Awareness) ist das Ausmaß, in dem Personen oder Organisation, sich potenziellen oder aktuellen Gefahrensituation bewusst sind. Eine Definition für Risikobewusstsein ist:

„Risikobewusstsein ist das Verständnis zu haben, welche Risiken bestehen, welche Auswirkungen sie haben können und wie mit ihnen umgegangen wird, aber auch stetig ein offenes Auge zu haben für neue Risiken.”

Kann man Risikobewusstsein lernen? Ein kleines Kind ist sich Risiken noch nicht bewusst. Es hat noch kein Risikobewusstsein. Es muss z.B. lernen, dass man heiße Kochplatten nicht anfasst und dass Straßen gefährlich sind. Am besten lernt man dies bevor etwas passiert!
Das Risikobewusstsein jedes Menschen steigt mit dem Alter und der damit gewonnen Erfahrungen und Wissen. Man lernt aus Erfahrungen von kleineren oder größeren Unglücken (Lessons Learned) oder weil die Eltern, Lehrer, Fernsehsendung, etc. uns auf Gefahren aufmerksam gemacht haben. So kann man gewisse Gefahren im Leben besser einschätzen und sich davor schützen. Meine Erfahrung zeigt: Selbst erlebte Unglücke prägen sich tief ins Risikobewusstsein ein!

Mir schein jedoch, dass das Risikobewusstsein ab einem gewissen Alter stagniert. Wenn man sich jedoch periodisch und bewusst mit Risiken beschäftigt kann man das Risikobewusstsein aus meiner Sicht erheblich schärfen.

So fördern Sie Ihr Risikobewusstsein

Risikobewusstsein - Report Phishing

Das Risikobewusstsein kann, und sollte immer weiter aktiv gefördert werden. Zum Beispiel, indem man sich mit Risikomanagement und Risiken tiefer beschäftigt. Das macht zwar nicht jeder gerne! Unternehmen z.B. fördern das IT-Risikobewusstsein Ihrer Mitarbeiter, indem die IT-Spezialisten allen Mitarbeitern periodisch Phishing E-Mail senden mit Hyperlinks, die man nicht anklicken sollte. Ich sage Ihnen, es ist sehr peinlich, wenn man einen solchen Hyperlink anklickt. Mir ist das einmal in einer Stresssituation passiert. Da es ein Test der IT-Abteilung war ist nichts passiert. Aber solche Aktionen schäften eindeutig das Risikobewusstsein jedes Mitarbeitenden und prägen sich ins Risikobewusstsein ein.

Sie müssen Ihr Risikobewusstsein ständig ergänzen

Das Risikobewusstsein sollte sich ständig neuen Gegebenheiten anpassen und „aktualisiert“ werden, um risikobewusst handeln zu können. Es gibt ständig neue Gefahrenpotenziale, auf die man sich einstellen muss. Die Pandemie Covid-19 stellt z.B. ein solches neues Gefahrenpotenzial dar, obwohl es in der Vergangenheit schon öfters Pandemien gab – nur waren wir nicht betroffen. Computer-Hacker versuchen uns immer mit besseren Tricks zu erwischen. In solchen Situationen wäre es schlecht nur aus eigener Erfahrung zu lernen, sondern hier sollte man sich vorher Wissen angeeignet haben.

Sie können risikobewusst handeln bezüglich Risiken, die sie kennen, andererseits unterstützt Sie ein gutes Risikobewusstsein auch Situationen einzuschätzen, die für Sie neu sind. Wenn Sie eine risikobewusste Person sind, dann fragen Sie sich automatisch bei vielen neuen Situationen im täglichen Leben: „Was könnte hier passieren, wenn ich mich so verhalte. Auf was muss ich hier achten, um nicht zu Schaden zu kommen?“

Wie Sie das Risikobewusstsein in Projekten steigern

Risikobewusstsein und Risikotoleranz sind in Projekten ein etwas abstraktes Thema. Aber als Projektleiter hat man einen großen Einfluss darauf, wie Projektrisiken gemanagt und wie Entscheidungen während des Projekts getroffen werden.

Speziell in Projekten, bei denen man etwas neuartiges, oft komplexes erstellt, und in einem komplexen Umfeld von Technologie, Stakeholdern, Lieferanten, Gesetzen etc. arbeitet, ist ein ausgeprägtes Risikobewusstsein sehr hilfreich, um Risiken zu identifizieren. Ein gesundes Risikobewusstsein ist auch entscheidend, wenn es darum geht entstehende Risiken (Emergent Risks) zu erkennen. Das heißt Risiken zu entdecken, die neu entstehen, und die man bisher noch nicht gekannt oder beachtet hat.

So wie Unternehmen das Risikobewusstsein Ihrer Mitarbeiter schärfen können, so kann man auch das Risikobewusstsein der Projektmitarbeiter und Stakeholder verbessern. Es hilft schon eine kleine Risikomanagement-Schulung, an der man den Sinn und Zweck und Nutzen des Risikomanagements erklärt. Sie denken vielleicht, das ist aber banal. Ist es aber aus meiner Sicht nicht! Natürlich sollte dies keine einmalige Maßnahme sein. Man könnte sich auch überlegen, mit welchen Maßnahmen man das Projektteam motivieren könnte sich täglich Gedanken zu machen, mit welchen Risiken es konfrontiert ist und es diese dann meldet. Der Projektleiter ist hier eindeutig ein Vorbild, Er muss überzeugen können und kreativ sein.

Indem der Projekteiter das Risikobewusstsein des Projektteams und der beteiligten Stakeholder erhöht, kann er deren Augen und Ohren in einem viel größeren Umfang nutzen und hat dadurch eine höhere Chance auf Projekterfolg.

Risikobewusst handeln im Alltag

Hier noch ein paar einfache Beispiele aus meinem Privatleben bezüglich Risikobewusstsein. Da mein Büro Zuhause ein Stockwerk höher liegt, trage ich jeweils in der Morgenpause meinen Kaffee von der Küche die Treppe hinauf ins Büro. Es ist mir zweimal passiert, dass ich in Gedanken versunken die Treppe hinaufgestolpert bin – mit der Kaffeetrasse in der Hand. Können Sie sich vorstellen was dann passiert? Unschön! Wenn einem dies zweimal passiert, prägt sich das unweigerlich in das Risikobewusstsein ein. Immer wenn ich jetzt die Treppe hinaufgehe, ob mit Kaffee oder einer guten Weinflasche – ich bin hochwachsam, dass ich nicht stolpere. Dies wird auch bei anderen Treppen so sein.

Auch z.B. beim Autofahren bin ich mir aktiv bewusst, dass ich mich nicht von interessanten Dingen ablenken lasse, die einen tieferen Blick notwendig machen würden, um meine Neugier zu stillen. Das Risiko ist mir zu hoch! Als Weintrinker bin ich mir dem Risiko bewusst, mehr als 1 Glas Wein pro Tag kann das Krebsrisiko erhöhen. Wissen Sie, welche Personengruppe ein äußerst hohes Risikobewusstsein haben muss? Mir kommen hier zum Beispiel Bergsteiger in den Sinn. Sie müssen sich fast bei jedem Schritt der Risiken bewusst sein, die sie eingehen und diese immer wieder neu beurteilen.

Ein ausgeprägtes Risikobewusstsein zu haben heißt nicht mit Angst vor Gefahren durch die Welt zu gehen und Schwarz zu malen. Sondern bewusst im Alltag seine eignen Aktionen und das Umfeld/Zustände zu beurteilen, ob von diesen potentielle Gefahren ausgehen könnten.

Obwohl Sie den Begriff Risikobewusstsein vielleicht noch nie beachtet haben, Ihr Risikobewusstsein arbeitet täglich für Sie und schützt Sie vor Problemen und Unglücken. Sind Sie sich dem bewusst und fördern Sie es!

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