Der Begriff “Risk Appetite” wurde in der Vergangenheit eigentlich nur von Akademikern verwendet. Seit der Finanz- und Staatsschuldenkrise von 2008-2011 werden wir jedoch mit diesem Begriff des Öfteren konfrontiert. Was ist aber eigentlich der Unterschied zwischen “Risk Appetite” und “Risk Attitude” (Einstellung/Verhalten)? Darüber herrscht oft Verwirrung und nicht selten werden sie als Synonyme verwendet. Dieser Artikel gibt Ihnen mehr Klarheit darüber. Lesen Sie weiter und erfahren Sie es.
Appetite ist ein Wunsch der von Innen kommt
Was ist der Unterschied zwischen “Risk Appetite” und “Risk Attitude? “Mit dieser berechtigten Frage beschäftigt sich David Hillson (The Risk Doctor) in diesem guten YouTube Video. Lösen wir uns einmal von der Risikoterminologie. Appetite ist ein innerer Wunsch, ein Gefühl das schlecht zu messen ist und sich als Hunger zeigt, Hunger nach Essen. Wie kann man Appetite quantifizieren? High, Medium, Low oder ich könnte ein Pferd verschlingen, oder doch eher nur einen Salat, was eine Masseinheit für den Appetite darstellt.
. . . ich könnte ein Pferd verschlingen!
Also ist Appetite etwas was von innen kommt. Attitude ist dagegen etwas anderes. Hier geht es darum sich zu positionieren. Dabei hat man die freie Wahl in welche Richtung man sich positioniert.
Wir sind unserem Appetite nicht ausgeliefert
David Hillson gab ein gutes Beispiel: Nach einem langen Flug nach Australien leitete er direkt am Nachmittag ein Seminar. Der Gastgeber hat ihm davor noch zum Mittagessen in ein feines Restaurant eingeladen. David hatte großen Appetit. Jetzt ein delikates Menü von der langen Speisekarte, dazu ein gutes Glas Wein! Dann kam Ihm aber der Gedanke: „Wenn ich jetzt ein grosses Menü genieße und dazu Wein trinke, wenn ich also meinen Appetite befriedige, dann werde ich am Nachmittag vermutlich Probleme bekommen“. Darum wählte David dann doch einen Salat und Mineralwasser – und damit hatte er seinem natürlichen Appetit nicht nachgegeben. „Appetite“ ist also ein Treiber, „Attitude“ ist eine Auswahl, bzw. wie man sich positioniert.
„Appetite“ ist ein Treiber, „Attitude“ ist eine Auswahl
Das heißt: Wir sind unserem Appetite nicht ausgeliefert, sondern können unser Verhalten entsprechend steuern. Wenn wir das nun auf Risiken beziehen, dann gibt es Organisationen, die hungrig nach Risiken sind, aber nicht fähig sind diese zu tragen. Deshalb sollten diese vorsichtiger sein und ein mehr „Risk-averses“ Verhalten zeigen bezüglich dem, was der Appetite eigentlich verlangt. Es gibt aber auch Organisationen, die nicht hungrig sind nach Risiken, keinen großen Appetite haben und nicht bereit sind einmal etwas ganz Anders zu machen, um z.B. konkurrenzfähiger zu werden. Hier wäre es sinnvoll ein mehr „Risk-seeking“ Verhalten einzuschlagen. Daraus folgt: Das Verhalten modifiziert somit den Appetit. Organisationen müssen Ihren Risk Appetite kennen und entsprechend kommunizieren und der Situation entsprechend handeln.
Dies war eine kurze Übersicht über Risk Appetite und Risk Attitude. Was ist Ihre Erfahrung mit diesen Begriffen? Stimmen Sie mit meinen Aussagen, bzw. denen von David überein oder haben Sie eine andere Ansicht? Teilen Sie Ihre Erfahrung mit einem Kommentar den Lesern mit, damit wir alle eine weitere Sicht kennenlernen. Danke!
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