Die Risikomatrix ist eines der bekanntesten Elemente im Risikomanagement, weil sie einfach ist und einen schnellen Überblick über die Risikosituation Ihres Projektes gibt. Viele Anwender kennen jedoch die speziellen Eigenschaften der Risikomatrix nicht und ziehen deshalb aus ihr nicht den vollen Nutzen. Vielleicht finden auch Sie in diesem Artikel den einen oder anderen Punkt, den Sie noch nicht kennen. Wenn nicht, dann ganz sicher aber im Teil 2: Diese Eigenschaften der Risikomatrix kennen Sie wahrscheinlich nicht!
Die Risikomatrix und ihre Eigenschaften
Die Risikomatrix kommt im Risikomanagement-Prozess zum Zug, nachdem Sie die Risiken identifiziert und quantitativ und eventuell auch qualitativ bewertetet haben. Jedes Risiko wird gemäß dessen Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung in die Matrix eingetragen. Die Position auf der Matrix entspricht dabei der relativen Wichtigkeit, bzw. dem Risikograd des Risikos. Rechts oben in den roten Feldern stehen die gefährlichen Risiken, links unten in den weißen Feldern die weniger gefährlichen Risiken.
Wenn Sie die Risikomatrix als Managementinformation verwenden, dann beschränken Sie sich auf der Matrix am besten auf die fünf bis acht größten Risiken (ausser alle lägen im roten oder gelben Bereich) – mehr Risiken wären zu unübersichtlich. Die linke Abbildung zeigt die IST-Position des Risikos ohne Maßnahmen. Auf der rechten Seite finden Sie die Risikomatrix mit der Veränderung des Risikowertes mit implementierten Massnahmen. Je nach Zweck der Risikomatrix kann diese folgendes darstellen:
- IST-Position des Risikos
- IST-Position des Risikos und die geplante SOLL-Position des Risikos nach der Maßnahmenplanung
- Die Veränderung des Risikos von der Vergangenheit zur heutigen IST-Position
Die Risiko/Chance-Matrix
Leider denkt man oft nur an das, was das Projekt gefährden könnte – was sich dem Projekt für Chancen bieten wird oft vergessen. Chancen werden mit den gleichen Verfahren wie Risiken identifiziert und bewertet werden. Die Chancen gehen aber spätestens dann vergessen, wenn es darum geht diese in einer Risikomatrix darzustellen. Dies, weil man ja nur eine Matrix zur Bewertung der Risiken hat. Da Chancen, gleich wie die Risiken, nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung bewertet werden, liegt es nahe, beide in einer gemeinsamen Grafik darzustellen.
Die Abbildung zeigt eine kombinierte Risiko/Chancen-Matrix. Auf der linken Seite werden die Risiken bewertet und auf der rechten Seite die Chancen. Auf der horizontalen Achse wird die Auswirkung auf das Projekt dargestellt, welche von außen nach innen zunimmt. Die vertikale Achse zeigt die Eintrittswahrscheinlichkeit, die von unten nach oben ansteigt. In der Abbildung sehen Sie, dass sich die wichtigsten Risiken und Chancen in der Mitte der Matrix in der oberen Hälfte befinden, im sogenannten „Arrow of Attention“ . Die Größe dieses Dreiecks ist dabei abhängig, wie risikoavers die betreffende Organisation ist und wie viel Aufwand für das Risikomanagement geleistet werden soll. Das heißt, je grösser das Dreieck, desto weniger risikofreudig ist man, heißt aber auch, dass man sich möglichst wenig Chancen entgehen lassen will. Ziel ist es, für Risiken und Chancen im „Arrow of Attention“ Maßnahmen zu ergreifen, damit die Risiken möglichst nicht eintreffen und die Chancen genutzt werden können.
Eine Risikomatrix mit 3×3 Feldern ist nicht ideal
Als ich vor vielen Jahren meine ersten Projekte leitete wurde auch ich mit der Risikomatrix konfrontiert – und diese hatte 3×3 Felder.
Gemäß umfassender Erfahrung der Risikomanagement-Expertin Rita Mulcahy machen viele Unternehmen den großen Fehler, bei der Risikoanalyse eine dreiteilige Skala zu benutzen mit den Bezeichnungen “klein”, “mittel”, “hoch”. Warum ist sie gegen diese Praxis? Nachfolgend finden Sie ihre Erklärung:
Wenn Sie nur drei Auswahlmöglichkeiten haben, wie unterscheiden Sie 10 Risiken, die alle eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit und eine hohe Auswirkung haben? Auch für 30 Risiken bietet eine dreiteilige Skala eine zu geringe Spannweite, um die Risiken nach der Bewertung zu sortieren. Mit einer größeren Spannweite geht es einfacher und schneller die Risiken zu bewerten und in eine Bewertungsmatrix zu legen. Gleichzeitig erhalten Sie ein differenzierteres Bild, auch wenn es sich nur um eine subjektive Bewertung handelt. Ein breiterer Bereich wird auch Ungewissheiten vermindern, wenn jemand das Risiko der Bewertung “Hoch” zuordnen will und sein Kollege “Mittel”.
Bewertungsskalen von 1-10 bieten mehr Flexibilität bei der Bewertung der Risiken
Rita Mulcahy empfiehlt für die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Auswirkung Skalen mit Werten von 1-10 zu verwenden. Ich bin gleicher Meinung wie sie. Jedoch schon fünfteilige Skalen, wie sie das PMBOK® verwendet, bieten einiges mehr an Flexibilität als die üblichen dreiteiligen Skalen. Wer jetzt behauptet, es gehe hier um Scheingenauigkeiten, der hat den Sinn nicht verstanden. Der Einfachheit halber verwende ich in meinen Büchern fünfteilige Skalen.
Jetzt haben Sie die wichtigsten Grundlagen über die Risikomatrix kennengelernt. Vertiefen Sie Ihr Wissen im Teil 2 diese Beitrages : Diese Eigenschaften der Risikomatrix kennen Sie wahrscheinlich nicht!
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