Beim Risikomanagement sucht man Ungewissheiten, welche die Unternehmensziele, Projektziele oder Ihre persönlichen Ziele gefährden könnten. Oft wird man aber von Ereignissen überrascht, die man überhaupt nicht erwartet hat, die aber trotzdem nicht unwahrscheinlich waren. Wenn solche Ereignisse eintreffen, dann schlagen diese aber nicht selten wie eine Bombe ein. Ein solches Ereignis produzierte die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 15. Januar 2015. An dieses Ereignis können sich Aktien- und Währungshändler sicher noch gut erinnern. Wir können aus diesem Ereignis alle etwas lernen. Lesen Sie weiter und erfahren Sie, was niemand erwartet hat.
Die Währungspolitik bewegt Finanzmärkte
Ich kann mich noch sehr gut an den 15. Januar 2015 erinnern. Während der letzten vier Jahren, und erst vor wenigen Tagen noch, hatten die Vertreter der SNB (Swiss National Bank) die 1.20 Franken pro Euro-Untergrenze als politischen Grundstein bezeichnet. Diese wurde 2011 auf dem Höhepunkt der Krise in der Eurozone eingeführt, um eine Deflation und eine Rezession in der Schweiz abzuwehren, Diese Währungspolitik wirkte und der Euro bewegt sich in einer engen Bandbreite und fiel nie unter die 1.20 Franken Grenze.
In der Welt der Zentralbanken sind langsame und vorhersehbare Entscheidungen das Ziel, um die Finanzmärkte nicht zu erschrecken. Doch als die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Morgen des 15. Januars plötzlich ankündigte, den Schweizer Franken nicht mehr an einem festen Wechselkurs mit dem Euro zu halten (Currency Peg), herrschte Panik. Der Euro verlor innerhalb von Minuten massiv an Wert. Am Morgen vor dem SNB-Entscheid war ein Euro noch 1.2 Schweizer Franken wert. Innerhalb von Minuten sank der Euro massiv und in wenigen Stunden nach dem Entscheid war sein Wert auf nur noch 0.95 Franken gefallen, also um 20%. Unvorstellbar! Eine Reihe von Hedgefonds auf der ganzen Welt erlitten große Verluste. Der Schweizer Aktienmarkt brach an diesem Tag um 15% ein. So etwas hat man noch nie gesehen noch erwartet. Warum hatte die SNB ein solches Chaos hervorgerufen?
SNB-Präsident Thomas Jordan verneinte an einer Pressekonferenz, dass es sich bei dem Schritt um eine “Panikreaktion” der SNB handelte. Er erklärte, die die Obergrenze wurde aufgehoben, weil sie nicht mehr tragfähig war.
“Wenn Sie entscheiden, eine solche Politik (Currency Peg) aufzugeben, muss man die Märkte überraschen.”
Thomas Jordan
Eine totale Überraschung?
Warum waren eigentlich alle von diesem Ereignis so total überrascht? Die SNB hat ja bei der Fixierung des Wechselkurses im Jahr 2011 gesagt, dass dies nur eine temporäre Massnahme ist und diese Bindung zu „gegebener Zeit“ wieder aufgehoben wird, sobald es der Wirtschaft wieder besser geht und der Schweizer Franken wieder “richtig” bewertet ist. Die SNB hatte in den letzten Monaten zwar nie eine Andeutung zu einer möglichen Aufhebung gemacht – aber jeder hätte jederzeit damit rechnen müssen!
Ich kann mich noch sehr gut an dieses Ereignis erinnern, denn als Privatanleger hatte ich täglich die Währungs- und Aktienkurse im Fokus. Was hier passierte war nicht vorhersehbar und vermutlich hat niemand so etwas geahnt. Ich wollte 2 Stunden nach dem Kurssturz günstig Euro kaufen. Es war nicht möglich, da viele Banken mit Kauf- und Verkaufsaufträgen überfordert waren.
Viele größere, international tätige Unternehmen sichern Währungsrisiken mit Finanzinstrumenten ab. Diese werden froh darüber gewesen sein. Fluggesellschaften sichern sich zum Beispiel gegen steigende Ölpreise ab. Das ist nichts Außergewöhnliches. Außergewöhnlich ist nur, wenn man von der SNB überrascht wird.
Erwarten Sie das Unterwartete
Was lernen wir aus diesem Ereignis? Wenn Sie Risiken identifizieren, identifizieren Sie nicht nur «offensichtliche» Risiken. Erwarten Sie das Unterwartete. Lassen Sie Ihr Team fantasieren. Fragen Sie nach «außergewöhnlichen» Risiken. Denken Sie über Ihren Horizont hinaus. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan.
Auch sollten Sie Ihre Annahmen prüfen, denn dieses könnten sich als falsch herausstellen, wie beim SNB-Entscheid. Die Finanzfachleute haben angenommen, die SNB wird einen solchen Entscheid frühzeitig ankündigen oder durch ihr monetäres Verhalten, z.B. keine Euros mehr zu kaufen, schon offenbaren.
Lesen Sie mehr dazu in folgendem Artikel: Annahmen in Projekten sind oft vernachlässigte Risiken
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