So skalieren Sie Scrum für grosse Projekte und Unternehmen

Scrum skalieren für grosse Projekte und Unternehmen

Im sich ständig weiterentwickelnden Umfeld der Softwareentwicklung sind agile Methoden wie Scrum schon lange ein unverzichtbares Werkzeug für Teams, die Effizienz und Anpassungsfähigkeit anstreben. Während sich die Prinzipien von Scrum in kleineren Projekten bewähren, ist die Skalierung für größere Programme und Unternehmen eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Dieser Artikel zeigt Ihnen, was die Skalierung von Scrum herausfordernd und komplex macht und Sie erfahren mehr über die verschiedenen Frameworks, die Ihnen dafür zur Verfügung stehen. Von den grundlegenden Prinzipien von Scrum über umfassende Frameworks wie SAFe, bis hin zu den speziellen Ansätzen von Modellen wie Spotify bietet jede Option Vorteile und Herausforderungen. Neugierig geworden? Dann lesen Sie weiter und erfahren Sie mehr.

Scrum wurde für kleine Teams entwickelt

Viele Unternehmen starten agil mit einzelnen Softwareentwicklungsprojekten und dehnen diese Arbeitsweise dann mit zunehmender Erfahrung auf andere Projekte im Unternehmen aus. Dies gilt nicht nur für kleine Projekte, sondern auch für größere Programme. Der Scrum Guide definiert den agilen Ansatz für kleine Teams von 4 bis 8 Developer in der Softwareentwicklung – und das funktioniert bei kleineren Projekten gut. Sobald die Projekte jedoch größer werden, werden meistens mehrere Teams benötigt, um die Entwicklung voranzutreiben. Diese Konstellation ist dann ein Team von Teams. Dies erfordert eine enge Abstimmung und Synchronisation zwischen den Teams, damit die Entwicklung dieses großen Projekts schnell und zielgerichtet voranschreitet. Dies ist der erste Schritt zur Skalierung von Scrum auf eine höhere Ebene – von der Teamebene zu einem Team aus Teams.

Scrum auf eine höhere Ebene skalieren, um zu koordinieren und zu synchronisieren

Banken und Versicherungen zum Beispiel sind stark von Software abhängig – und deshalb sind die meisten ihrer Projekte wahrscheinlich Softwareprojekte. Sie werden erkennen, dass sie alle Softwareentwicklungsteams im Unternehmen gemeinsam koordinieren und synchronisieren müssen, um einen weiteren Schritt zu mehr Effizienz und Geschwindigkeit zu machen. Dies ist dann der Schritt zu einem skalierten agilen Framework für die gesamte Softwareentwicklung des Unternehmens, vom agilen Team auf der untersten Ebene bis hin zur Managementebene, die Projekte koordiniert und genehmigt, d.h. bis hin zum Portfoliomanagement und der Geschäftsleitung, die die Unternehmensstrategie definiert, die mit den strategischen Themen des Portfolios verbunden ist.

Die Skalierung wird schwieriger, je größer das Unternehmen ist und wenn ein Unternehmen eine heterogene Projektlandschaft hat, z.B. Projekte für die Softwareentwicklung, Infrastruktur, Produktentwicklung, Organisationsprojekte, Fusionen, etc. Scrum verspricht jedoch, für alle Arten von Projekten geeignet zu sein. Meiner Meinung nach ist Scrum mit seinem agilen Ansatz aber immer noch am besten für immaterielle Produkte, wie Software geeignet. Und die Skalierung dieser heterogenen Bereiche stellt eine zusätzliche Herausforderung dar.

Im folgenden Abschnitt gebe ich Ihnen einen kurzen Überblick über die am häufigsten verwendeten skalierten agilen Frameworks. Diese sind:

  • Scrum@Scale
  • Scaled Agile Framework SAFe
  • Large Scale Scrum (LeSS)
  • Nexus
  • Disciplined Agile (DA)
  • The Spotify Model

Wie sich die verschiedenen skalierten Frameworks unterscheiden

Scrum@Scale

Der Scrum@Scale Guide wurde von Jeff Sutherland entwickelt, einem der Gründer von Scrum und einem der Unterzeichner des Agilen Manifests. Der erste Scrum@Scale Guide wurde 2017 veröffentlicht und basiert auf den Grundprinzipien von Scrum, der Theorie komplexer adaptiver Systeme, der Spieltheorie und der objektorientierten Technologie. Scrum@Scale ist ein einfaches, leicht verständliches Framework, das entwickelt wurde, um Scrum für mehrere Teams zu skalieren, die am gleichen Produkt arbeiten. Es bietet einen leichtgewichtigen Ansatz für die Koordinierung und Ausrichtung mehrerer Scrum-Teams, der sich auf Einfachheit, Transparenz und Empirie konzentriert.

Scrum@Scale baut auf den Prinzipien von Scrum auf und ist daher für Organisationen leicht zu verstehen und zu implementieren. Scrum@Scale bietet nicht so viel beschreibende Anleitung oder Struktur wie andere skalierte agile Frameworks, was für Organisationen, die detailliertere Anweisungen benötigen, eine Herausforderung darstellen könnte. In Scrum@Scale vermisse ich eine gewisse Struktur im Gesamtkontext des Unternehmens und die Ausrichtung auf Value Streams/Applikationen sowie die Verbindung zur strategischen Planung des Unternehmens. Dies ist z.B. bei SAFe viel stärker integriert.

Scaled Agile Framework (SAFe)

SAFe wurde erstmals 2011 veröffentlicht und ist mit einem Marktanteil von ca. 30 % der am weitesten verbreitete Ansatz zur Skalierung agiler Praktiken. SAFe bietet ein umfassendes Framework für die Skalierung agiler und Lean Praktiken in der gesamten Organisation. Es besteht aus Prinzipien, Rollen, Ereignissen und Artefakten, die in vier Konfigurationen organisiert sind: Essential SAFe, Large Solution SAFe, Portfolio SAFe und Full SAFe. SAFe bietet einen strukturierten Ansatz für die Skalierung agiler Praktiken, bietet Anleitung für das Management großer und komplexer Projekte und erleichtert die Abstimmung zwischen Geschäftsstrategie und Ausführung. Das Framework bietet eine gemeinsame Sprache und eine Reihe von Praktiken für die gesamte Organisation. Der Produkt- und Applikationsfokus sowie die Organisation rund um Value und die Value Stream Budgetierung sind Kernelemente von SAFe.

SAFe unterstreicht die Bedeutung der Ausrichtung auf allen Ebenen der Organisation – von Teams bis hin zu Portfolios. Die Ausrichtung stellt sicher, dass alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten und dass die Aktivitäten der einzelnen Teams mit den übergeordneten Organisationszielen synchronisiert sind. SAFe erreicht die Ausrichtung durch Events wie das PI-Planung, dass alle drei Monate stattfindet und Teams zusammenbringt, um eine Reihe von Zielen zu planen und sich dazu zu verpflichte. Diese unterstützen dann die übergeordnete Mission und Vision der Organisation. Dieses Prinzip stellt sicher, dass die Bemühungen aller Teams darauf ausgerichtet sind, den Kunden einen Mehrwert zu liefern und Geschäftsergebnisse zu erzielen.

SAFe ist sehr umfassend und führt viele neue Rollen und Koordinationsebenen in der agilen Organisation ein. Daher kann es länger dauern, es in einer größeren Organisation zu implementieren, und es kann zusätzlichen Aufwand in Bezug auf Koordination und Governance bedeuten. SAFe ist nicht für alle Arten von Projekten oder Organisationen gleich geeignet. Es wird am besten in großen Unternehmen mit möglichst ähnlichen Projekten eingeführt, idealerweise in der Softwareentwicklung.

Large Scale Scrum (LeSS)

Large Scale Scrum ist ein leichtgewichtiges agiles Framework, das die Prinzipien und Praktiken von Scrum auf große Umgebungen mit mehreren Teams überträgt. Es konzentriert sich auf Einfachheit, Transparenz und Empirie und betont die Bedeutung von funktionsübergreifenden Teams und Lean Thinking.

LeSS bietet möglicherweise nicht so viel Anleitung oder Struktur wie andere skalierte agile Frameworks, was für Organisationen, die mehr normative Anleitung benötigen, eine Herausforderung darstellen könnte.

Nexus

Nexus bietet ein leichtgewichtiges Framework, das auf den Prinzipien und Praktiken von Scrum aufbaut und es Organisationen, die bereits mit Scrum vertraut sind, leicht macht, ihre agilen Praktiken zu erweitern. Es bietet Anleitungen für den Umgang mit Abhängigkeiten und stellt die Abstimmung zwischen Teams sicher, während die Einfachheit und Flexibilität von Scrum erhalten bleibt. Nexus bietet möglicherweise nicht so viel Orientierung für das Managen von Portfolios oder die Bewältigung breiterer organisatorischer Herausforderungen, wie andere skalierte agile Frameworks. Es kann auch einen zusätzlichen Koordinations- und Kommunikationsaufwand erfordern, um die Abstimmung zwischen den Teams zu gewährleisten.

Das Spotify-Modell

Ein wesentlicher Teil des Erfolgs von Spotify beruht auf dem einzigartigen Ansatz des Unternehmens Spotify selbst seine Arbeit zu organisieren, um die Agilität der Teams zu verbessern. Das Spotify-Modell, ist ein agiles Framework, das von Spotify entwickelt wurde, um agile Praktiken innerhalb des Unternehmens zu skalieren. Es wurde 2012 zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Es erregte Aufmerksamkeit aufgrund seines innovativen Ansatzes zur Organisation von Teams und zur Förderung einer Kultur der Autonomie, der Ausrichtung und der Innovation.

Neben den allgemeinen Vorteilen eines agilen Frameworks hat das Spotify-Modell folgende Nachteile: Die Umsetzung kann komplex sein und erfordert erhebliche Änderungen in der Organisation. Herausforderungen bei der Koordinierung und Kommunikation zwischen Teams und Schwierigkeiten beim Managen von Abhängigkeiten zwischen Teams. Auch sind die Begrifflichkeiten sehr stark abweichend von den üblich verwendeten in den anderen agilen Frameworks. Dies kann eine grössere Herausforderung für Mitglieder sein, die von anderen Frameworks herkommen, wie z.B. SAFe.

Die Skalierung von Scrum ist eine kritische Herausforderung in der heutigen agilen Landschaft

Die Skalierung von Scrum von einzelnen Projekten auf größere Programme und Unternehmen stellt in der heutigen agilen Landschaft eine kritischer Erfolgsfaktor aber auch eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Jedes skalierbare agile Framework hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Die Eignung eines Frameworks hängt von Faktoren wie Organisationsgröße, Kultur, Komplexität und spezifischen Projektanforderungen ab. Die Skalierung wird schwieriger, wenn ein Unternehmen eine heterogene Projektlandschaft hat, wie z. B. Projekte zur Softwareentwicklung, Produktentwicklung, Organisationsprojekte, Fusionen usw.

Die Implementierung eines skalierten agilen Frameworks in einem großen Unternehmen ist aufgrund der vielen Abhängigkeiten und einer oft starren Unternehmensstruktur ein komplexes und langwieriges Unterfangen. Das heißt, es braucht Geduld und Zeit.
Ein idealer erster Schritt wäre, den ersten Bereich der Softwareentwicklung zu skalieren und darauf aufbauend den gesamten Bereich der Softwareentwicklung Schritt für Schritt oder Applikation für Applikation zu skalieren. Die Skalierung von Scrum in einem größeren Unternehmen und das Erreichen eines bestimmten Reifegrads kann mehrere Jahre dauern. Unternehmen sollten ihre Bedürfnisse und Ziele sorgfältig evaluieren, bevor sie ein skaliertes agiles Framework auswählen und implementieren.

Die Beteiligung des Managements ist entscheidend

Die Aufmerksamkeit und Beteiligung des Managements ist bei der Skalierung von Scrum in einem Unternehmen von entscheidender Bedeutung, da die Geschäftsleitung die strategische Richtung vorgibt, Ressourcen zuweist, den Wandel steuert, die Entscheidungsfindung erleichtert, Hindernisse aus dem Weg räumt und den Fortschritt überwacht. Die aktive Beteiligung des Managements stellt sicher, dass der Skalierungsprozess mit den Unternehmenszielen übereinstimmt und die Vorteile der agilen Praktiken im gesamten Unternehmen maximiert werden. Ich arbeite derzeit als Lean Portfolio Manager in einem großen Versicherungsunternehmen, in dem die gesamte Softwareentwicklung und verwandte Bereiche in den letzten drei Jahren vollständig mit SAFe 6.0 skaliert wurden. In der Organisation wurde ein typisches duales Operating System geschaffen. Es war zeitaufwändig und herausfordernd, aber es hat sich gelohnt und es ist weiterhin ein ständiger Entwicklungs- und Lernprozess, um als agile Organisation noch reifer zu werden.

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