Am Beispiel des Vulkanausbruchs erklärt Bestseller-Autor und Philosoph Alain de Botton auf Tagesanzeiger.ch wie schnell unsere heile Welt ins Chaos versinken kann – und warum das in Ordnung ist.
Vulkane erinnern uns daran, dass wir Spielbälle von zerstörerischen Kräften sind, die in Schach gehalten, aber nicht gebändigt werden können. Oft meinen wir, dass wir alles unter Kontrolle haben und wähnen uns einer Sicherheit, die uns schon selbstverständlich ist. Das ist bei Projekten sehr ähnlich.
Dass wir das Risiko eines plötzlichen Vulkanausbruchs nicht wahrhaben wollen, liegt an der brutal verwirrenden Dualität der Wirklichkeit: Hier Generationen übergreifender Stetigkeit und Sicherheit, dort unangekündigte Katastrophen. Wir sind hin und her gerissen zwischen der plausibel erscheinenden Annahme, dass morgen alles beim Alten bleibt – und der Möglichkeit eines entsetzlichen Ereignisses, das unser Leben verändert. Weil Ersteres angenehmer scheint, vernachlässigen wir das Katastrophenszenario. Aus diesem Grund erinnerte Seneca an die Glücksgöttin Fortuna, in deren Händen unser Schicksal auf alle Zeiten liegt. Eine Göttin, die ihre Gaben grosszügig verteilen kann, nur um uns gleich darauf an einer Fischgräte ersticken oder mitsamt unserem Hotel in einer Flutwelle untergehen zu lassen.
Wie steht es mit Ihrem Projekt, rechnen Sie da auch mit dem Schlimmsten? Beschäftigen Sie sich bei der Risikoidentifikation auch mit sogenannten Black Swan Events? Es muss nicht gerade ein Vulkan sein der ausbricht, es gibt genug unverhoffte Dinge die Ihr Projektleben zu Hölle machen können und dort ist es sicher sehr heiss. Verfallen Sie jetzt aber bei solchen Perspektiven ja nicht in Depressivität, sondern handeln Sie. Es gibt immer Massnahmen, um auch schlimmsten Unsicherheiten zu begegnen. Wenn Sie die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos nicht massiv vermindern können, dann sollten Sie mindestens trainieren, dass Sie beim Eintritt des Risikos die Flucht ergreifen können.
Wieso immer mit dem Schlimmsten zu rechnen ist
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