Was ist Agilität im Projektmanagement

Agilität ist in der Geschäftswelt ein Top-Thema und alles sollte heute agil sein, damit wir schneller und besser werden. Viele verstehen aber gar nicht “was agil” sein bedeutet und wie agiles Projektmanagement entstanden ist. Bringt Agilität unsere Geschäftswelt wirklich einen großen Schritt weiter oder ist es nur ein “Modethema”? Dieser Artikel gibt Ihnen einen Einblick was der Auslöser der „agilen Euphorie“ war, was Agilität wirklich bedeutet und wie diese das Projektmanagement prägt.

Agilität liegt voll im Trend

Agiles Projektmanagement und Agilität ist in aller Munde und ich hätte diesen „Trend“ fast verpasst. Aber dies passiert mir auch bei anderen Trends, z.B. bei der Mode – wobei, dort verweigere ich mich sowieso den meisten Trends!

Bei Amazon gibt es immer mehr Bücher über Agilität: das agile Unternehmen, Agil Führen, Agiles Projektmanagement, Agil ohne Planung, Agil moderieren, Agil verhandeln, usw. Wird jetzt in der Wirtschaft alles agil, oder ist dies ein Trend, der der sich bald wieder legt?

Das Agile Manifest

Der Begriff „Agil“ bezüglich Projekten wurde im Frühjahr 2001 geprägt, als das Agile Manifest verabschiedet wurde. Hier wurden zum ersten Mal die agilen Werte im Bezug zur Softwareentwicklung beschrieben. Diese wurden paarweise beschrieben, wobei die Werte auf der linken Seite jeweils höher eingeschätzt werden, als die Werte auf der rechten Seite. Was aber nicht heißt, dass diese bedeutungslos sind.

Das Agile Manifest lautet folgendermaßen:

„Wir erschließen bessere Wege, Software zu entwickeln, indem wir es selbst tun und anderen dabei helfen. Durch diese Tätigkeit haben wir diese Werte schätzen gelernt:

  • Individuen und Interaktionen stehen über Prozessen und Werkzeugen
  • Funktionierende Software steht über einer umfassenden Dokumentation
  • Zusammenarbeit mit dem Kunden steht über der Vertragsverhandlung
  • Reagieren auf Veränderung steht über dem Befolgen eines Plans

Das heißt, obwohl wir die Werte auf der rechten Seite wichtig finden, schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein.“

Ich würde die agilen Werte des Agilen Manifests eher als „Grundsätze der agilen Softwareentwicklung bezeichnen“, damit diese z.B. nicht mit den Scrum-Werten verwechselt werden.

Das Agile Manifest kann missverstanden werden

Das Agile Manifest kann missverstanden oder falsch interpretiert werden, deshalb wurden die Aussagen von den Verfassern des Manifests durch zwölf Prinzipien detaillierter erklärt.

Es ist zum Beispiel nicht die Meinung, dass es keine Dokumentationen mehr geben soll. Gemeint waren die mehreren hundert Seiten langen Dokumente, die niemand liest noch pflegt.

Im Zentrum der Prinzipien steht der Mensch, sei es das Projektteam oder der Kunde. Die agilen Prinzipien sind eine wesentliche Orientierungshilfe für erfolgreiche agile Projekte und sie sind auch heute immer noch uneingeschränkt gültig.

Die zwölf agilen Prinzipien hinter dem Agilen Manifest sind:

  1. Den Kunden zufriedenstellen: Unsere höchste Priorität ist es, den Kunden durch frühe und kontinuierliche Auslieferung wertvoller Software zufrieden zu stellen.
  2. Änderungen willkommen heißen: Anforderungsänderungen, selbst spät in der Entwicklung sind willkommen. Agile Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden.
  3. Häufige Auslieferungen: Liefere funktionierende Software regelmäßig, innerhalb weniger Wochen oder Monate, bevorzugt in einer kürzeren Zeitspanne.
  4. Bereichsübergreifende Zusammenarbeit: Fachexperten und Entwickler müssen während des Projektes täglich zusammenarbeiten.
  5. Unterstützung leisten und Vertrauen schenken: Errichte Projekte rund um motivierte Individuen. Gib ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen und vertraue darauf, dass sie die Aufgabe erledigen.
  6. Persönliche Kommunikation: Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen an und innerhalb eines Entwicklungsteams zu übermitteln ist im Gespräch, von Angesicht zu Angesicht.
  7. Funktionierende Software: Funktionierende Software ist das wichtigste Maßstab für den Fortschritt.
  8. Nachhaltige Geschwindigkeit: Agile Prozesse fördern nachhaltige Entwicklung. Die Auftraggeber, Entwickler und Nutzer sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können.
  9. Streben nach technischer Exzellenz: Ständiges Augenmerk auf technische Exzellenz und gutes Design fördert Agilität.
  10. Einfach ist besser: Einfachheit – die Kunst, die Menge der Arbeit die nicht getan wird zu maximieren – ist entscheidend.
  11. Selbstorganisiert agieren: Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams.
  12. Überprüfen und anpassen: In regelmäßigen Abständen reflektiert das Team, wie es effektiver werden kann und passt sein Verhalten entsprechend an.

Wenn Sie diese Zwölf Prinzipien anschauen, dann erkennen Sie, dass die meisten nicht nur für agile Softwareprojekte anwendbar sind, sondern bei allen Projektmanagement-Methoden oder Projektarten.

Im Zentrum der Prinzipien steht der Mensch, sei es das Projektteam oder der Kunde.

Was ist Agilität?

Zusammengefasst ist Agilität die Eigenschaft von Schnelligkeit, Leichtgewichtig und Anpassungsfähigkeit. Dies umfasst unter anderem:

  • Die Fähigkeit Neues entstehen zu lassen und sich anpassen können, in einem sich schnell verändernden Geschäftsumfeld.
  • Die Fähigkeit Ressourcen schnell zu repriorisieren, wenn sich Anforderungen, Technologie und Wissen verändern.
  • Auf Marktveränderungen und entstehende Trends schnell reagieren können durch intensiven Kundenkontakt.
  • Verwenden von evolutionären, inkrementellen und iterativen Methoden, um eine optimale Kundenlösung zu liefern.

Agil sein, mit dem Ziel den Geschäftswert (Business Value) zu maximieren, mit der gerade richtigen Lösung, zur richtigen Zeit.

Agilität ist im Trend und ich denke im Projektumfeld wird sich Agilität immer mehr durchsetzen – nicht nur in der Softwareentwicklung, sondern auch in Ansätzen bei Projekten nach dem Wasserfallmodell. In anderen Bereichen habe ich jedoch große Zweifel, obwohl auch dort mehr Agilität notwendig wäre.

Wenn ich etwa zwanzig oder dreißig Jahre zurückschaue, dann kann ich mich noch gut erinnern, da waren Lean Management, Business Process Reengineering, Six-Sigma oder das Wissensmanagement voll im Trend. Vielversprechende Managementmethoden aus meiner Sicht. Diese haben sich jedoch nur in sehr wenigen Unternehmen oder Funktionsbereichen etabliert. Auch selbstorganisierende Teams sind ein “alter Hut”. Auch diese wurden schon vor vielen Jahrzehnten in japanischen und einzelnen amerikanischen Unternehmen erfolgreich eingesetzt – aber auch diese gingen mehrheitlich vergessen, bis das agile Projektmanagement diese wiederbelebt hat.

Agil sein, mit dem Ziel den Geschäftswert (Business Value) zu maximieren, mit der gerade richtigen Lösung, zur richtigen Zeit.

Dies war eine kurze Übersicht was mit Agilität im Projektumfeld gemeint ist. Im nächsten Beitrag erfahren Sie mehr darüber, für welche Projekte sich agiles Projektmanagement eignet und wie Sie dieses optimal einsetzen.

Was haben Sie für Erfahrungen mit Agilität und agilen Projekten gemacht? Stimmen Sie mit meinen Aussagen überein oder haben Sie eine andere Ansicht oder Ergänzungen? Teilen Sie Ihre Erfahrung mit mir und den Lesern unten in der Kommentarbox. Danke!

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